Freitag, 02.August 2013

Wir fahren um 17:00 Uhr mit dem Schiff nach St. Bartholomä.

St.Bartholomä

 

Bis ca. 18Uhr kann man bestellen, dann schließt die Gaststätte und die Wirtin kassiert für das Lager, in dem nur Ostwandgeher nächtigen dürfen. Im Gebäude 20m daneben befindet sich übrigens die Toilette.

Im Lager sind nicht viele Bergsteiger, wir fünf und noch eine handvoll. Im Nebenraum zwei Bergführer mit ihren Klienten.

Ostwandlager

 

Die seit Wochen anhaltende Hitzewelle hat den Königsee derart aufgewärmt, dass wir noch zum Baden gehen und lange in T-Shirt und kurzer Hose draußen sitzen.

 

 

 

Wenn die Touristen weg sind, herrscht eine unvorstellbare Ruhe&xnbsp; in Bartholomä

 

Samstag, 03. August

Um 4:00 Uhr gehen wir vom Ostwandlager weg. In der Nacht hat es kaum abgekühlt. Jeder hat 2-3 Liter Getränk dabei. Das reicht nicht bei dieser Hitze, die Flaschen müssen unbedingt noch mal nachgefüllt werden. Es ist eine Tageshöchsttemperatur von 35°C vorhergesagt.

Anfang August wird es um 5:00 hell, wir sind schon an der Eiskapelle

 

Um 5:00 Uhr sind wir an der Eiskapelle und können die Stirnlampen ausmachen. Die Randkluft ist heuer überhaupt kein Problem. Steigeisen haben wir nicht dabei, auch den einzigen Eispickel, den Max zum Stufen schlagen mitgenommen hat, brauchen wir nicht. Beinahe übergangslos kommen wir auf die unangenehm bröseligen Platten. In anderen Jahren oder später im Jahr kann das ganz anders ausschauen. Linkshaltend 20-30 Meter über der Randkluft der Eiskapelle überwindet man das sehr unangenehme Gelände, bis man nach ca. 20 Minuten das erste Grasband erreicht.

Das bröselige Gelände zwischen der Eiskapelle und dem ersten Grasband

 

Zugewachsene Steigspuren leiten den Weg rechtshaltend weiter zur zweiten Grasterrasse. Auch hier geht es immer noch rechtshaltend nach oben, bis man in eine rinnenartige Schlucht gehen kann.

Achtung: nicht in die Erste, sondern in die zweite Schlucht steigen. Immer auf der rechten Seite klettern, bis man zu einem Kessel kommt. Ab hier geht es rechts über einer Rinne nach oben. An der ersten Möglichkeit (nach ca. 80m), wo man diese nach links verlassen kann, quert man über Platten III+ (ca. 100m) in den rechten Teil des Schöllhornkars.

Der Wandteil vor dem Schöllhornkar

 

Hier trennen sich Kederbacher und Salzburger Weg. Leicht links ansteigend wird das Schöllhornkar bis zu einer Rinne gequert. Hier kann man diese queren und zum Biwakblock gehen oder rechts von der Rinne bis zum linken Rand des Schöllhorneises hochsteigen, wie wir es machten. Im Bachlauf des Schöllhorneises können wir zum ersten Mal Schmelzwasser trinken. Hier quert man eigentlich nach links bis zu einer Rinne, diese ist extrem steinschlaggefährdet. Wir gingen nicht die Rinne hoch, sondern kletterten über einen kurzen schmale Rinne (die linke der Beiden) auf einen Rücken rechts der steinschlaggefährdeten Rinne. Nun folgten wir dem Rücken bis zum Einstieg.

Der Salzburger Weg durch den Pfeiler zum ersten Band

 

Weder beim Einstieg noch in der 1. von den 6 Seillängen gibt es einen Haken. Sämtliche folgenden Standplätze sind mit Klebe- bzw. Bohrhaken eingerichtet. Ansonsten sehr wenige geschlagene uralte, angerostete oder gar keine Zwischenhaken. Die meisten Zwischenhaken stecken in der zweiten Seillänge, diese endet vor der Schlüsselstelle. Auch wenn die SL kurz ist (ca. 15 Meter), ist es empfehlenswert, hier Stand zu machen. Ich bin durchgeklettert und konnte am Ende das Seil nicht mehr ziehen. Ca. 25 Meter nach der Schlüsselstelle und zwei weiteren heftigen Stellen verlässt man die schräge Riss-Rampe nach links über Platten; nach 5m Stand.

3 Standplatz, wenige Meter nach dem Verlassen der markanten schrägen Riss-Rampe

 

Von hier kurze Querung nach links (ca. 5m) bis zur schwach ausgeprägten Kante. An der geht es zuerst senkrecht und ausgesetzt, zum Schluss etwas linkshaltend hoch, bevor man die letzten 5m nach rechts zum Standplatz quert. Von hier geht es wenige Meter nach links zu einer schwach ausgeprägten Rinne, welcher man bis zum Beginn des Kamines folgt. Die Schwierigkeit lässt hier etwas nach, dafür gibt es keine Haken mehr. Achtung: viele Verhauerhaken! Vor allem beim Verlassen des schrägen Risses sowie links und rechts der Pfeilerkante bis zum Beginn des Kamins. Achtung: dieser Klebehaken am Beginn des Kamins ist nicht richtig geklebt, ist 1cm herausgezogen.

Austiegskamin &xnbsp;der zum ersten Band führt

 

Die Schlüsselstelle ist mit V bewertet, damit ist ein „alter 5er“ gemeint, der Vorsteiger sollte den 6. Grad sicher beherrschen! Sturz im Vorstieg endet tödlich.

Die gesicherte Kletterei endet am Beginn des 1. Bandes, das bis zu 60m breit ist. Diesem Band folgen, zuerst links über eine kurze Rinne, ab der Mitte quert man ganz nach rechts und steigt hoch bis zur Unterbrechungsstelle, wo der Münchner Weg einmündet (gratartiger Sporn 1890m).

Das erste Band

 

Zur Unterbrechungsstelle geht es über 40° steile Platten hoch

 

Jetzt noch mal anseilen. Über glatte Platten, gut abgesichert, 5 Haken (3 Bohr, 2 gut geschlagene) wird die Unterbrechungsstelle&xnbsp; IV überwunden.

Anseilen an der Unterbrechungsstelle

 

Nun kann man die Kletterausrüstung endgültig wegpacken und die schmerzenden Kletterschuhe gegen bequemere Bergschuhe tauschen. Von hier folgt man dem Band weiter, bis es die Kompaktheit verliert und horizontal wird.

 

Ab hier gibt es zwei Möglichkeiten: entweder man steigt über gut gestuften Fels hinauf aufs Band 3 und etwas links haltend weiter aufs Band 4, wo man auf den Berchtesgadener Weg stößt, oder man verfolgt das Band weiter, bis man auf den Berchtesgadener Weg (gute Steigspuren) stößt. Der Vorteil dieser Variante ist, man kommt unterhalb des Gipfelschluchteisfeldes auf den Kederbacher und man kann noch einmal und zum letzten Mal Wasser fassen. Durch das große Schneefeld, was sich in diesem Jahr dort noch befindet, dürfte der Bach bis zum Herbst nicht versiegen.

 

So riesig habe ich um diese Jahreszeit das Schneefeld am Beginn der Gipfelschlucht noch nie erlebt.

 

Der Nachtteil: der Weg ist etwas länger und steinschlaggefährdeter.

Nun folgt man dem Berchtesgadener Weg bis zum Gipfel. Man bedenke, dass man ab hier erst gut die Hälfte der Ostwand hat.

Kurz nach 15:00 können wir die Ostwandglocke im Gipfelkreuz der Südspitze betätigen.

Auf der Südspitze vl. Peter, Max, Petra, Peter und Stefan

 

Es wäre so schön, wenn nicht der endlose Abstieg ins Tal und das bei 35°C wäre. Wie heißt es so schön: die Ostwand endet erst im Tal.

Viel Glück!

 

Unsere Ausrüstung pro Seilschaft:

Je 8 Expressen, 4 Camalots, Bandschlingen und eine Kevlar-Schnur, ein Einfachseil 50m (bzw. Halbseile für die 3er Seilschaft). Ein paar Haken und Hammer wäre auch nicht verkehrt. Unbedingt Kletterschuhe mitnehmen!

 

Anmerkung: Es handelt sich um eine sehr hochalpine Tour, entsprechendes Können und Kondition sind Voraussetzung. Für den Bericht gibt es keine Gewähr.

 

Bericht: Max